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Arme an den Stadtrand? Das Deutsche Institut für Urbanistik warnt vor der zunehmenden sozialen Spaltung in deutschen Großstädten.
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Arme an den Stadtrand? Das Deutsche Institut für Urbanistik warnt vor der zunehmenden sozialen Spaltung in deutschen Großstädten.
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Dass Arm und Reich zwar in einer Stadt wohnen, aber zunehmend
unterschiedliche oder gar strikt getrennte Lebensbereiche bevölkern, ist
seit langem bekannt. Um der sozialen Spaltung, die die Fachwissenschaft
Segregation nennt, entgegenzuwirken, wurde bereits 1996 ein
bundesweites Aktionsprogramm mit dem schönen Namen
"Gemeinschaftsinitiative Soziale Stadt" ins Leben zu rufen. Es sollte
"einzelsektorale Versuche der Problemlösung, die angesichts der
komplexen Situationen vor Ort als unzureichend betrachtet wurden, hinter
sich lassen" und die Situation ganzheitlich betrachten, also auch
"integrierte Ansätze zur Entwicklung der benachteiligten Stadtteile
erproben".
Arme an den Stadtrand?
Thorsten Stegemann 19.06.2012
Das Deutsche Institut für Urbanistik warnt vor der zunehmenden sozialen Spaltung in deutschen Großstädten
Dass
Arm und Reich zwar in einer Stadt wohnen, aber zunehmend
unterschiedliche oder gar strikt getrennte Lebensbereiche bevölkern, ist
seit langem bekannt. Um der sozialen Spaltung, die die Fachwissenschaft
Segregation nennt, entgegenzuwirken, wurde bereits 1996 ein
bundesweites Aktionsprogramm mit dem schönen Namen
"Gemeinschaftsinitiative Soziale Stadt" ins Leben zu rufen. Es sollte
"einzelsektorale Versuche der Problemlösung, die angesichts der
komplexen Situationen vor Ort als unzureichend betrachtet wurden, hinter
sich lassen" und die Situation ganzheitlich betrachten, also auch
"integrierte Ansätze zur Entwicklung der benachteiligten Stadtteile
erproben".
http://www.sozialestadt.de/programm/ ür das Bund, Länder
und Kommunen bis 2011 insgesamt 3 Milliarden Euro bereitstellten. Sie
flossen in rund 600 Programmgebiete in 375 Städten und Gemeinden.
http://www.bmvbs.de/SharedDocs/DE/Artikel/SW/soziale-stadt.html
2012
beteiligt sich der Bund allerdings nur noch mit 40 Millionen Euro - die
drastischen Kürzungen im Bereich der Städtebauförderung treffen auch
und vor allem das Programm "Soziale Stadt". Sollte sich dieser Trend
fortsetzen, werden die Folgen bald vielerorts zu spüren sein, meint die
Kampagne "Soziale Stadt retten!", die eine potenzielle Streichliste
veröffentlicht hat http://soziale-stadt-retten.de/soziale-stadt/praxis
Auch Vertreter der Kommunen, etwa Freiburgs grüner
Oberbürgermeister Dieter Salomon, weisen nachdrücklich darauf hin, "wie
existentiell bedeutsam die Gelder aus der Sanierungsförderung für
Projekte der Stadtgestaltung und sozialen Stabilisierung von ganzen
Stadtquartieren sind." Solche Schlagzeilen sind bedenklich fürs
politische Geschäft. Das fiel auch Angela Merkel auf, als sie Ende März
die 7. Integrationsministerkonferenz besuchte:
http://www.bundesregierung.de/Content/DE/Mitschrift/Pressekonferenzen/2012/03/2012-03-21-merkel-imk.html
Es ist darauf hingewiesen worden, dass das
Bundesprogramm "Soziale Stadt" eine große Bedeutung für die Integration
hat, insbesondere für die Investition in Wohnquartiere. Hier ist der
Wunsch geäußert worden, dass die finanziellen Ausstattungen eher etwas
besser werden. Ich werde mir das in der Bundesregierung noch einmal
anschauen.
Angela Merkel
Die Initiatoren einer Petition an den
Deutschen Bundestag machten sich deshalb einige Hoffnungen, dass ihr
von mehr als 7.000 Bürgerinnen und Bürgern unterstütztes Anliegen Erfolg
haben könnte. Doch das Anschauen der Kanzlerin änderte nichts. Anfang
letzter Woche lehnte die Regierungsmehrheit im Petitionsausschuss eine
Rücknahme der Kürzungen ab
http://openpetition.de/petition/online/keine-kuerzung-streichung-des-programms-soziale-stadt
Lebenschancen im Wohnviertel
Dabei hat sich die soziale
Schieflage der deutschen Städte keineswegs begradigt. Das beweist nicht
nur der Umstand, dass das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und
Raumforschung eine Konferenz zum Thema "Gespaltene Stadtgesellschaften"
veranstaltet, auf der unter anderem der Frage nachgegangen werden soll,
welche Quartiere bereits als "Heimstatt der Privilegierten" und welche
als "Heimstatt der Ausgegrenzten" definiert werden müssen.
http://www.bbsr.bund.de/BBSR/DE/Aktuell/Veranstaltungen/Programme2012/Stadtgesellschaften__info.html
Auch ein Großteil der mittlerweile umfangreichen
Forschungsliteratur oder politische Lageeinschätzungen - wie das im März
2012 veröffentlichte Konzeptpapier der Friedrich-Ebert-Stiftung -
kommen zu dem Schluss, dass den deutschen Städten eher eine soziale als
die viel zitierte ethnische Spaltung droht.
http://library.fes.de/pdf-files/bueros/hessen/08942-20120302.pdf
Nicht
die Segregation von Einwanderern - ethnische Parallelgesellschaften
sind glücklicherweise eine Fiktion - sondern die Segregation von
Menschen mit prekärem Einkommen und niedriger Bildung auf der einen
Seite und die zunehmende Herausbildung von Villen- und
Oberschichtsvierteln auf der anderen Seite sind das Problem für die
soziale Integration der Städte. Die Lebenschancen von Menschen werden
nicht nur über Einkommen und Bildung nachhaltig bestimmt, sondern auch
verstärkt oder geschwächt über die soziale Struktur ihres Wohnviertels.
Heiner Brülle: Eine soziale Spaltung der Städte droht! Anforderungen an eine sozialraumsensible Landespolitik
Autor
Heiner Brülle kann die Auswirkungen des Problems bis in die
Kindertagesstätten und Grundschulen der hessischen Landeshauptstadt
Wiesbaden nachweisen.
So besuchen 58 Prozent der armen Kinder
Kindertagesstätten, in denen "Armut der Normalzustand ist" oder
zumindest deutlich "überdurchschnittliche Armutsanteile" (> 33
Prozent) anzutreffen sind. Ähnliche Verteilungen sind in Grundschulen zu
beobachten, hier besuchten 64 Prozent der Kinder aus Familien mit armen
oder prekären Einkommenslagen Grundschulen, in denen mehr als 40
Prozent der Kinder aus armen oder prekären Lebenslagen stammen.
Heiner Brülle
Die
schwierige bis ausweglose Situation von Kindern aus bildungsfernen und
einkommensschwachen Familien steht auch im Blickpunkt einer neuen Studie
des Deutschen Instituts für Urbanistik (Difu). Die Untersuchung, die
als Städtevergleich im Auftrag des Ministeriums für Wirtschaft, Energie,
Bauen, Wohnen und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen durchgeführt
wurde, kommt zu dem Schluss, dass sich Kinderarmut in bestimmten
Stadtteilen überdurchschnittlich konzentriert.
Mehr noch: Die
betroffenen Regionen werden entwicklungstechnisch und räumlich von den
kommunalen Zentren abgekoppelt. "Eine Verdrängung der von Armut
betroffenen Haushalte mit Kindern in die Großwohnsiedlungen am Stadtrand
ist mittlerweile nachweisbar", heißt es in der Auswertung des Difu
Die
Gentrifizierung ist in vollem Gange, und es darf bezweifelt werden,
dass es sich hierbei einfach nur um "vitale Umschichtungsprozesse"
handelt.
http://www.welt.de/kultur/article106583398/Die-Wut-der-Soziologen-ueber-die-neue-Urbanitaet.html
"Innenstadt-Stadtrand-Gefälle"
Berlin, Bremen,
Dortmund, Düsseldorf, Frankfurt/Main, Halle, Hamburg, Heidelberg,
Karlsruhe, Köln, Koblenz, Leipzig, Mainz, Mannheim, München, Nürnberg,
Oberhausen, Saarbrücken und Stuttgart standen auf dem Prüfstand des Difu
- verglichen wurde ihre Entwicklung in den Jahren 2007 bis 2009.
Arbeitslosigkeit, Kinderarmut und der Migrantenanteil galten den
Forscher als Schlüsselfaktoren, um den Grad der sozialen Spaltung
innerhalb einer Stadt zu klassifizieren. In Frankfurt/Main, München,
Stuttgart, Karlsruhe, Oberhausen und Mainz war die Segregation
vergleichsweise am geringsten ausgeprägt. Ganz anders sah die Situation
in Berlin, Bremen, Dortmund, Hamburg, Halle, Köln und Leipzig aus,
während sich Düsseldorf, Heidelberg, Koblenz, Mannheim, Nürnberg und
Saarbrücken im Mittelfeld der Studie platzierten.
Während die
Städte insgesamt vom positiven Trend beim Rückgang der Arbeitslosigkeit
profitierten, ermittelten die Stadtforscher, zu denen auch der im
Oktober 2011 verstorbene Soziologe Hartmut Häußermann gehörte, im
Bereich der Kinderarmut "ein deutliches Innenstadt-Stadtrand-Gefälle"
und vermehrte Hinweise auf eine Verschärfung der sozialen Spaltung. So
stieg in Mannheim während des Untersuchungszeitraums (2007-2009) sowohl
der Anteil der Stadtviertel mit sehr niedriger Kinderarmut als auch der
Anteil der Stadtteile mit besonders hoher Kinderarmut.
Aufwertungsprozesse
vollziehen sich demnach überwiegend in zentralen Lagen, und soziale
Probleme verlagern sich sukzessive an den Stadtrand - mit 68 Prozent
befindet sich die Mehrzahl der Gebiete mit überdurchschnittlichem
Anstieg der Kinderarbeit dort.
Difu-Studie http://www.tagesspiegel.de/berlin/in-der-city-verschaerfen-sich-soziale-probleme/v_print/134336.html
Das
Thema konnte zu Beginn des Jahrtausends auch schon unter umgekehrten
Vorzeichen diskutiert werden, aber dem aktuellen Befund entspricht die
Analyse der Baustrukturen in den einzelnen Stadtquartieren. In
unsanierten Bauten des Innenstadtrands, die in den 20er/30er-Jahren und
der Nachkriegszeit entstanden, konzentrieren sich nach Einschätzung des
Difu "zunehmend einkommensschwächere Familien mit Kindern".
Stadtrandlagen
mit steigender Kinderarmut umfassen häufig Wohnungsbestände der
1950er/60er-Jahre, sowie Großwohnsiedlungen oder andere Siedlungen des
sozialen Wohnungsbaus, in denen sich Kinderarmut im
Untersuchungszeitraum zunehmend konzentriert. Hervorzuheben sind zuletzt
Großwohnsiedlungen in Schrumpfungsgebieten, in denen soziale
Entmischungsprozesse eine zunehmende Dynamik entfalten.
Difu-Studie
Untersuchungen
in einzelnen Städten, etwas das "Monitoring Soziale Stadtentwicklung"
für die Bundeshauptstadt Berlin, kommen zu ähnlichen Ergebnissen.
http://www.stadtentwicklung.berlin.de/planen/basisdaten_stadtentwicklung/monitoring/download/2010/monitoring_soziale_stadtentwicklung_endbericht_2010.pdf
Bei den Absteigern, also bei Gebieten die zuvor zu einer
höheren Entwicklungsindexgruppe gehörten, ergab sich ein stadträumlich
relativ einheitliches Bild. Die Mehrzahl dieser Gebiete ist
baustrukturell durch den Großsiedlungsbau geprägt. (…) Empfohlen wird,
standortspezifische Leitbilder für die nachhaltige Entwicklung der
einzelnen Großsiedlungen und ihrer Quartiere weiter zu entwickeln.
Monitoring Soziale Stadtentwicklung 2010 (Berlin)
Der politische Auftrag
Beobachtung
und Prophylaxe lautet der Auftrag des Difu an die Stadtentwicklungs-
und Wohnungsbaupolitik. Gebiete, in denen der Anteil benachteiligter
Menschen konstant hoch sein oder kontinuierlich ansteige, benötigten
"eine dauerhafte Förderung", schreiben die Forscher und verweisen dabei
namentlich auf das Projekt "Soziale Stadt". Ein unmittelbarer
Zusammenhang zwischen der Gebietsentwicklung und den diversen
stadtpolitischen Interventionsmaßnahmen sei aufgrund der defizitären
Datenlage und des begrenzten Beobachtungszeitraums bis dato allerdings
noch nicht erwiesen.
Soziale, demographische und wirtschaftliche
Entwicklungen müssten im Kontext betrachtet werden und zu einer
Wohnungspolitik führen, die der fortschreitenden Segregation
entgegenwirkt. "Bezahlbaren Wohnraum für benachteiligte
Bevölkerungsgruppen bereitzustellen, ist eines der wichtigsten
Instrumente, um der Konzentration von Armut in einzelnen Stadtteilen
sowie der Verdrängung armer Menschen an den Stadtrand entgegenzuwirken",
heißt es vom Difu.
Auch das Konzeptpapier der
Friedrich-Ebert-Stiftung plädiert für eine "vernetzte soziale
Infrastruktur" sowie eine "wirkungsorientierte und ressortübergreifende
Programmbildung und -steuerung" und fordert die möglichst zeitgleiche
Konzentration auf eine Vielzahl unterschiedlichster Aspekte:
"Kompensation herkunftsbedingter Bildungsbenachteiligung;
Programme zur Bildung systematischer Präventionsketten und Netzwerke zur Kompensation von Armutsfolgen;
Lebensbegleitendes Lernen und Teilhabe an existenzsichernder Erwerbsarbeit insbesondere für Geringqualifizierte;
Integration von Einwanderinnen und Einwanderern und interkulturelle Kompetenzentwicklung, Umgang mit Diversität;
Soziale Teilhabe, Partizipation und bürgerschaftliches Engagement."
Von
einer Lösungsstrategie, und gar einer komplexen und vernetzten, ist die
deutsche Politik momentan allerdings denkbar weit entfernt.
http://www.heise.de/tp/artikel/37/37112/1.html
http://sozialrechtsexperte.blogspot.de/2012/06/arme-den-stadtrand.html
Dass Arm und Reich zwar in einer Stadt wohnen, aber zunehmend
unterschiedliche oder gar strikt getrennte Lebensbereiche bevölkern, ist
seit langem bekannt. Um der sozialen Spaltung, die die Fachwissenschaft
Segregation nennt, entgegenzuwirken, wurde bereits 1996 ein
bundesweites Aktionsprogramm mit dem schönen Namen
"Gemeinschaftsinitiative Soziale Stadt" ins Leben zu rufen. Es sollte
"einzelsektorale Versuche der Problemlösung, die angesichts der
komplexen Situationen vor Ort als unzureichend betrachtet wurden, hinter
sich lassen" und die Situation ganzheitlich betrachten, also auch
"integrierte Ansätze zur Entwicklung der benachteiligten Stadtteile
erproben".
Arme an den Stadtrand?
Thorsten Stegemann 19.06.2012
Das Deutsche Institut für Urbanistik warnt vor der zunehmenden sozialen Spaltung in deutschen Großstädten
Dass
Arm und Reich zwar in einer Stadt wohnen, aber zunehmend
unterschiedliche oder gar strikt getrennte Lebensbereiche bevölkern, ist
seit langem bekannt. Um der sozialen Spaltung, die die Fachwissenschaft
Segregation nennt, entgegenzuwirken, wurde bereits 1996 ein
bundesweites Aktionsprogramm mit dem schönen Namen
"Gemeinschaftsinitiative Soziale Stadt" ins Leben zu rufen. Es sollte
"einzelsektorale Versuche der Problemlösung, die angesichts der
komplexen Situationen vor Ort als unzureichend betrachtet wurden, hinter
sich lassen" und die Situation ganzheitlich betrachten, also auch
"integrierte Ansätze zur Entwicklung der benachteiligten Stadtteile
erproben".
http://www.sozialestadt.de/programm/ ür das Bund, Länder
und Kommunen bis 2011 insgesamt 3 Milliarden Euro bereitstellten. Sie
flossen in rund 600 Programmgebiete in 375 Städten und Gemeinden.
http://www.bmvbs.de/SharedDocs/DE/Artikel/SW/soziale-stadt.html
2012
beteiligt sich der Bund allerdings nur noch mit 40 Millionen Euro - die
drastischen Kürzungen im Bereich der Städtebauförderung treffen auch
und vor allem das Programm "Soziale Stadt". Sollte sich dieser Trend
fortsetzen, werden die Folgen bald vielerorts zu spüren sein, meint die
Kampagne "Soziale Stadt retten!", die eine potenzielle Streichliste
veröffentlicht hat http://soziale-stadt-retten.de/soziale-stadt/praxis
Auch Vertreter der Kommunen, etwa Freiburgs grüner
Oberbürgermeister Dieter Salomon, weisen nachdrücklich darauf hin, "wie
existentiell bedeutsam die Gelder aus der Sanierungsförderung für
Projekte der Stadtgestaltung und sozialen Stabilisierung von ganzen
Stadtquartieren sind." Solche Schlagzeilen sind bedenklich fürs
politische Geschäft. Das fiel auch Angela Merkel auf, als sie Ende März
die 7. Integrationsministerkonferenz besuchte:
http://www.bundesregierung.de/Content/DE/Mitschrift/Pressekonferenzen/2012/03/2012-03-21-merkel-imk.html
Es ist darauf hingewiesen worden, dass das
Bundesprogramm "Soziale Stadt" eine große Bedeutung für die Integration
hat, insbesondere für die Investition in Wohnquartiere. Hier ist der
Wunsch geäußert worden, dass die finanziellen Ausstattungen eher etwas
besser werden. Ich werde mir das in der Bundesregierung noch einmal
anschauen.
Angela Merkel
Die Initiatoren einer Petition an den
Deutschen Bundestag machten sich deshalb einige Hoffnungen, dass ihr
von mehr als 7.000 Bürgerinnen und Bürgern unterstütztes Anliegen Erfolg
haben könnte. Doch das Anschauen der Kanzlerin änderte nichts. Anfang
letzter Woche lehnte die Regierungsmehrheit im Petitionsausschuss eine
Rücknahme der Kürzungen ab
http://openpetition.de/petition/online/keine-kuerzung-streichung-des-programms-soziale-stadt
Lebenschancen im Wohnviertel
Dabei hat sich die soziale
Schieflage der deutschen Städte keineswegs begradigt. Das beweist nicht
nur der Umstand, dass das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und
Raumforschung eine Konferenz zum Thema "Gespaltene Stadtgesellschaften"
veranstaltet, auf der unter anderem der Frage nachgegangen werden soll,
welche Quartiere bereits als "Heimstatt der Privilegierten" und welche
als "Heimstatt der Ausgegrenzten" definiert werden müssen.
http://www.bbsr.bund.de/BBSR/DE/Aktuell/Veranstaltungen/Programme2012/Stadtgesellschaften__info.html
Auch ein Großteil der mittlerweile umfangreichen
Forschungsliteratur oder politische Lageeinschätzungen - wie das im März
2012 veröffentlichte Konzeptpapier der Friedrich-Ebert-Stiftung -
kommen zu dem Schluss, dass den deutschen Städten eher eine soziale als
die viel zitierte ethnische Spaltung droht.
http://library.fes.de/pdf-files/bueros/hessen/08942-20120302.pdf
Nicht
die Segregation von Einwanderern - ethnische Parallelgesellschaften
sind glücklicherweise eine Fiktion - sondern die Segregation von
Menschen mit prekärem Einkommen und niedriger Bildung auf der einen
Seite und die zunehmende Herausbildung von Villen- und
Oberschichtsvierteln auf der anderen Seite sind das Problem für die
soziale Integration der Städte. Die Lebenschancen von Menschen werden
nicht nur über Einkommen und Bildung nachhaltig bestimmt, sondern auch
verstärkt oder geschwächt über die soziale Struktur ihres Wohnviertels.
Heiner Brülle: Eine soziale Spaltung der Städte droht! Anforderungen an eine sozialraumsensible Landespolitik
Autor
Heiner Brülle kann die Auswirkungen des Problems bis in die
Kindertagesstätten und Grundschulen der hessischen Landeshauptstadt
Wiesbaden nachweisen.
So besuchen 58 Prozent der armen Kinder
Kindertagesstätten, in denen "Armut der Normalzustand ist" oder
zumindest deutlich "überdurchschnittliche Armutsanteile" (> 33
Prozent) anzutreffen sind. Ähnliche Verteilungen sind in Grundschulen zu
beobachten, hier besuchten 64 Prozent der Kinder aus Familien mit armen
oder prekären Einkommenslagen Grundschulen, in denen mehr als 40
Prozent der Kinder aus armen oder prekären Lebenslagen stammen.
Heiner Brülle
Die
schwierige bis ausweglose Situation von Kindern aus bildungsfernen und
einkommensschwachen Familien steht auch im Blickpunkt einer neuen Studie
des Deutschen Instituts für Urbanistik (Difu). Die Untersuchung, die
als Städtevergleich im Auftrag des Ministeriums für Wirtschaft, Energie,
Bauen, Wohnen und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen durchgeführt
wurde, kommt zu dem Schluss, dass sich Kinderarmut in bestimmten
Stadtteilen überdurchschnittlich konzentriert.
Mehr noch: Die
betroffenen Regionen werden entwicklungstechnisch und räumlich von den
kommunalen Zentren abgekoppelt. "Eine Verdrängung der von Armut
betroffenen Haushalte mit Kindern in die Großwohnsiedlungen am Stadtrand
ist mittlerweile nachweisbar", heißt es in der Auswertung des Difu
Die
Gentrifizierung ist in vollem Gange, und es darf bezweifelt werden,
dass es sich hierbei einfach nur um "vitale Umschichtungsprozesse"
handelt.
http://www.welt.de/kultur/article106583398/Die-Wut-der-Soziologen-ueber-die-neue-Urbanitaet.html
"Innenstadt-Stadtrand-Gefälle"
Berlin, Bremen,
Dortmund, Düsseldorf, Frankfurt/Main, Halle, Hamburg, Heidelberg,
Karlsruhe, Köln, Koblenz, Leipzig, Mainz, Mannheim, München, Nürnberg,
Oberhausen, Saarbrücken und Stuttgart standen auf dem Prüfstand des Difu
- verglichen wurde ihre Entwicklung in den Jahren 2007 bis 2009.
Arbeitslosigkeit, Kinderarmut und der Migrantenanteil galten den
Forscher als Schlüsselfaktoren, um den Grad der sozialen Spaltung
innerhalb einer Stadt zu klassifizieren. In Frankfurt/Main, München,
Stuttgart, Karlsruhe, Oberhausen und Mainz war die Segregation
vergleichsweise am geringsten ausgeprägt. Ganz anders sah die Situation
in Berlin, Bremen, Dortmund, Hamburg, Halle, Köln und Leipzig aus,
während sich Düsseldorf, Heidelberg, Koblenz, Mannheim, Nürnberg und
Saarbrücken im Mittelfeld der Studie platzierten.
Während die
Städte insgesamt vom positiven Trend beim Rückgang der Arbeitslosigkeit
profitierten, ermittelten die Stadtforscher, zu denen auch der im
Oktober 2011 verstorbene Soziologe Hartmut Häußermann gehörte, im
Bereich der Kinderarmut "ein deutliches Innenstadt-Stadtrand-Gefälle"
und vermehrte Hinweise auf eine Verschärfung der sozialen Spaltung. So
stieg in Mannheim während des Untersuchungszeitraums (2007-2009) sowohl
der Anteil der Stadtviertel mit sehr niedriger Kinderarmut als auch der
Anteil der Stadtteile mit besonders hoher Kinderarmut.
Aufwertungsprozesse
vollziehen sich demnach überwiegend in zentralen Lagen, und soziale
Probleme verlagern sich sukzessive an den Stadtrand - mit 68 Prozent
befindet sich die Mehrzahl der Gebiete mit überdurchschnittlichem
Anstieg der Kinderarbeit dort.
Difu-Studie http://www.tagesspiegel.de/berlin/in-der-city-verschaerfen-sich-soziale-probleme/v_print/134336.html
Das
Thema konnte zu Beginn des Jahrtausends auch schon unter umgekehrten
Vorzeichen diskutiert werden, aber dem aktuellen Befund entspricht die
Analyse der Baustrukturen in den einzelnen Stadtquartieren. In
unsanierten Bauten des Innenstadtrands, die in den 20er/30er-Jahren und
der Nachkriegszeit entstanden, konzentrieren sich nach Einschätzung des
Difu "zunehmend einkommensschwächere Familien mit Kindern".
Stadtrandlagen
mit steigender Kinderarmut umfassen häufig Wohnungsbestände der
1950er/60er-Jahre, sowie Großwohnsiedlungen oder andere Siedlungen des
sozialen Wohnungsbaus, in denen sich Kinderarmut im
Untersuchungszeitraum zunehmend konzentriert. Hervorzuheben sind zuletzt
Großwohnsiedlungen in Schrumpfungsgebieten, in denen soziale
Entmischungsprozesse eine zunehmende Dynamik entfalten.
Difu-Studie
Untersuchungen
in einzelnen Städten, etwas das "Monitoring Soziale Stadtentwicklung"
für die Bundeshauptstadt Berlin, kommen zu ähnlichen Ergebnissen.
http://www.stadtentwicklung.berlin.de/planen/basisdaten_stadtentwicklung/monitoring/download/2010/monitoring_soziale_stadtentwicklung_endbericht_2010.pdf
Bei den Absteigern, also bei Gebieten die zuvor zu einer
höheren Entwicklungsindexgruppe gehörten, ergab sich ein stadträumlich
relativ einheitliches Bild. Die Mehrzahl dieser Gebiete ist
baustrukturell durch den Großsiedlungsbau geprägt. (…) Empfohlen wird,
standortspezifische Leitbilder für die nachhaltige Entwicklung der
einzelnen Großsiedlungen und ihrer Quartiere weiter zu entwickeln.
Monitoring Soziale Stadtentwicklung 2010 (Berlin)
Der politische Auftrag
Beobachtung
und Prophylaxe lautet der Auftrag des Difu an die Stadtentwicklungs-
und Wohnungsbaupolitik. Gebiete, in denen der Anteil benachteiligter
Menschen konstant hoch sein oder kontinuierlich ansteige, benötigten
"eine dauerhafte Förderung", schreiben die Forscher und verweisen dabei
namentlich auf das Projekt "Soziale Stadt". Ein unmittelbarer
Zusammenhang zwischen der Gebietsentwicklung und den diversen
stadtpolitischen Interventionsmaßnahmen sei aufgrund der defizitären
Datenlage und des begrenzten Beobachtungszeitraums bis dato allerdings
noch nicht erwiesen.
Soziale, demographische und wirtschaftliche
Entwicklungen müssten im Kontext betrachtet werden und zu einer
Wohnungspolitik führen, die der fortschreitenden Segregation
entgegenwirkt. "Bezahlbaren Wohnraum für benachteiligte
Bevölkerungsgruppen bereitzustellen, ist eines der wichtigsten
Instrumente, um der Konzentration von Armut in einzelnen Stadtteilen
sowie der Verdrängung armer Menschen an den Stadtrand entgegenzuwirken",
heißt es vom Difu.
Auch das Konzeptpapier der
Friedrich-Ebert-Stiftung plädiert für eine "vernetzte soziale
Infrastruktur" sowie eine "wirkungsorientierte und ressortübergreifende
Programmbildung und -steuerung" und fordert die möglichst zeitgleiche
Konzentration auf eine Vielzahl unterschiedlichster Aspekte:
"Kompensation herkunftsbedingter Bildungsbenachteiligung;
Programme zur Bildung systematischer Präventionsketten und Netzwerke zur Kompensation von Armutsfolgen;
Lebensbegleitendes Lernen und Teilhabe an existenzsichernder Erwerbsarbeit insbesondere für Geringqualifizierte;
Integration von Einwanderinnen und Einwanderern und interkulturelle Kompetenzentwicklung, Umgang mit Diversität;
Soziale Teilhabe, Partizipation und bürgerschaftliches Engagement."
Von
einer Lösungsstrategie, und gar einer komplexen und vernetzten, ist die
deutsche Politik momentan allerdings denkbar weit entfernt.
http://www.heise.de/tp/artikel/37/37112/1.html
http://sozialrechtsexperte.blogspot.de/2012/06/arme-den-stadtrand.html
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